Samstag, 8. Oktober 2016

In 16 Tagesetappen mit dem Reiserad um die Vulkaninsel

 

                                18.09. - 07.10.2016   


Nicht mehr erhältlich


ISBN-Nr. 978.374.314.145.2

zum absoluten Sparpreis: 6,90 Euro

 

 

Zugegeben - es war eine spontane Entscheidung. Eigentlich wollte ich kein sechstes Mal nach Island reisen.

Doch das Angebot der isländischen Fluggesellschaft WOW war zu verlockend: 
Direktflüge Frankfurt - Keflavik - Frankfurt incl. Fahrrad ( max. 27 Kg ) und einem Koffer ( max. 12 Kg. ) für unschlagbare 283 Euro. Da  muss man doch einfach zuschlagen ! 
Das ist wie bei den Frauen, die aufs Geradewohl schoppen gehen und Stunden später freudestrahlend mit Taschen voll von Sonderangeboten aus den Kaufhäusern  stapfen. 
So, nun halte ich meine E-Tickets ausgedruckt in Händen und mache mich an die Arbeit, mein neues Abenteuer zu planen .... so weit dieses eben möglich ist.

                     "ISLAND IM HERBST"

Eine ziemlich große Herausforderung an Körper und Geist, wenn man in 16 Tagen rund 1.600 Kilometer auf der Ringstraße zurücklegen möchte.

Die größte Unbekannte zu dieser Jahreszeit dürfte das Wetter sein:

Problematisch ist nicht der Regen oder die Temperaturen, sondern eher die Unberechenbarkeit des Windes.
Auf Island muss man stets mit stürmischen, langanhaltenden Winden rechnen - besonders im Herbst.
Am Abend vor dem Abflug werde ich mir deshalb den Strömungsfilm auf der Internetseite www.en.vedur.is für fünf Tage anschauen. 
Davon wird es dann abhängen, ob ich die geplante Umrundung im Uhrzeigersinn oder entgegengesetzt fahren werde.

Golfplätze find` ich spitze!

So. 18.09.16

Standort:  Golfplatz vor Hafnarfjördur
GPS:  64.0530    -21.9918

Kilometer gesamt:   38 km           heute gefahren:  38 Km


Der Flug mit der Billigairline WOW war sehr angenehm. 

 Gegen 14:30 Uhr betrete ich isländischen Boden in Keflavik.
Hundert Meter jenseits der Abflughalle befindet sich ein "Bike-Point". Das ist eine einfache, trockene und windgeschütze Behausung, in der ich mein Rad in Ruhe zusammenbauen kann. 

Den Fahrradkarton lasse ich hier zurück. Das Abenteuer "Island in 16 Tagen" kann beginnen.

Schnell noch zum Supermarkt Bönus, bevor dieser sonntags um 18 Uhr schließt und die nötigsten Lebensmittel für die kommenden Tage einkaufen. Und dann los!  Aber ganz ehrlich - ein konkretes Ziel für heute habe ich nicht.
So radle ich am frühen Abend auf der autobahnmäßig ausgebauten Straße 41 in Richtung Reykjavik. Es ist bedeckt aber trocken. Den Seitenwind kann ich verschmerzen.
Nach 38 km entdecke ich links der Straße zwischen den Lavaflächen einen Golfplatz. Keine Fata Morgana!
Neugierig - immerhin bricht inzwischen die Dämmerung herein - begutachte ich das Green. Obwohl mir die Platzreife fehlt, entscheide ich spontan, hier am letzten Loch ein Zelt aufzustellen.

 Es ist 20:15 Uhr - das Zelt steht auf geheiligtem Rasen.
Der Anfang ist gemacht.

Wenn man nicht durch den Tunnel darf....

Mo. 19.09.16

Standort:  Ca. 3 km nördlich von Borgarnes
GPS:   64.5907    -21.8461

 Kilometer gesamt:   175 km           heute gefahren:  137 Km


Habe eine ruhige Nacht windgeschützt auf dem Golfplatz verbracht, obwohl es etwas regnete und der Wind über die Lavaflächen hinter mir pfiff.
Schon gegen 7:45 Uhr bin ich auf Achse und umgehe Reykjavik, indem ich auf den Straßen  410 / 413 durch die östlichen Randbereiche der Stadt radle. So vermeide ich den morgendlichen Berufsverkehr.
Da ich als Radfahrer leider nicht den sechs Kilometer langen Tunnel unter dem Hvalsfjördur benutzen darf, bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Umweg von rund 45 Kilometer in Kauf zu nehmen. Das heißt, ich muss den ganzen Fjord auf der kaum befahrenen Straße 47 umrunden.
                       Straße 47 um den Fjord herum


                      Aprilwetter vom Feinsten

          Trotz fehlender Sonne ein großartiges Farbenspektrum
 

Regenfahrt über die Holtavörduheidi

Di. 20.09.16

Standort:  Hvammstangi /  Campingplatz
GPS:   65.4020    -20.9296

Kilometer gesamt:   295 km                 heute gefahren:   120 km


Nachdem es letzte Nacht etwas geregnet hatte, kann ich das Zelt zwar im trockenen abbauen, doch setzt der Regen bald danach wieder ein.
Mir steht ein nasskalter Regentag bevor. Ich bin überrascht, dass meine alten Island-Handschuhe die Hände nicht nur warm, sondern auch trocken halten. Regen geht da nicht durch.
Am Mittag folgt ein 23 Kilometer langer Anstieg auf die Holtavörduheide. Dort oben liegen die Temperaturen bei dem Regenwetter nur noch bei plus vier Grad.


ß

Als ich endlich den Hrutafjördur erreiche, freue ich mich an einer Tankstelle mit offenem WLAN über eine heiße Tasse Kaffee und eine Portion Pommes. 
Am frühen Abend steht dann das Zelt auf dem Campingplatz in Hvammstangi. Der Platz verfügt über einen guten Aufenthaltsraum.

Erste Frostnacht

Mi. 21.09.16

Standort: Auf einer Wiese ca. 15 km nach Varmahlid
GPS:  65.5000    -19.2932

Kilometer gesamt:   420 km              heute gefahren:  125 km


Nach klarer Nacht hier in Hvammstangi muss ich nicht einmal auf das Thermometer schauen um zu merken, dass ich die erste Frostnacht hinter mir habe. Auch wenn es nur minus ein Grad sind, würde ich doch lieber noch eine halbe Stunde im warmen Schlafsack liegen bleiben.  Doch der Wecker des Iphones ist unerbittlich.

Und so geht es raus in die Kälte - raus, zurück auf die Straße in Richtung Akureyri

 
 

Nach dem steilen Anstieg hinter Blönduos setzt starker Seitenwind ein, die Sonne wird milchig und am späteren Nachmittag ziehen Regenwolken auf. Nach Varmahlid bin ich gezwungen, das Zelt auf einer Wiese aufzustellen, bevor der Regen einsetzt.

Über die Öxnadalsheidi nach Akureyri

Do. 22.09.16

Standort:  Akureyri  / Campingplatz Hamrar
GPS:  65.6479     -18.1019

Kilometer gesamt:   511 Km          heute gefahren:  91


Der Wetterbericht hatte Recht !

Während der Nacht stürmte und regnete es zeitweise. Dabei wehte eine Windböe mein Rad, das an einem der Strohballen lehnte, auf den hinteren Bereich des Zeltes. 

Mitten in der Nacht musste ich also bei dem Hundewetter raus und das Rad von meinem Zelt heben. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich einen Schaden am Zelt entdecke. Aber Fehlanzeige. Da hatte ich wohl viel Glück gehabt.

Gegen 8:15 Uhr bin ich startklar. Der Wind auch - er hat nämlich wie vorhergesagt seine Windrichtung um exakt 180 Grad gedreht.
Zu meinen Ungunsten - leider!
So krieche ich im Zeitlupentempo auf der Ringstraße Richtung Süden und schaffe in 90 min. gerade mal 10 Kilometer. Unglaublich!
Da kommt endlich die Biegung nach Osten und der Wind wird nun zum Crosswind, als ich den Anstieg auf den Pass in 550 Metern Höhe angehe. Diese plötzlich auftretenden Seitenwinde sind deshalb so gefährlich, weil sie einen Radfahrer augenblicklich von der Straße wehen können. 


Da ist höchste Konzentration angesagt. Es wird ein Uhr, als ich endlich nach 14 km Bergfahrt den Pass auf der  Öxnadalsheidi erreiche und dann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Km/h ins Tal rasen kann.  
Da der Campingplatz im Stadtzentrum derzeit schon geschlossen hat, weiche ich auf den vier Kilometer südlich gelegenen Hamrar - Campingplatz aus.   Preis: 1.400 Kr. ( ca. 12 Euro )

Von Akureyri an den Myvatn

Fr. 23.09.16

Standort:    Ungefähr 15 km  östlich vom Myvatn-See an der Einser
GPS:  65.6580    -16.4946

Kilometer gesamt:  631 Km              heute gefahren:   120 Km


Das Gras ist mit Rauhreif überzogen, als ich am Morgen den Campingplatz Hamrar bei Akureyri verlasse.
                            Akureyri mit dem Eyjafjördur


                                          Rechter Bereich des Godafosses



                  Myvatn mit dem  2500 Jahre alten Tuffvulkan Hverfjall


                                Solfataren von Namaskard östl. vom Myvatn


 

Das ist der bislang schönste Tag meiner Tour. Das Wetter ist sehr gut - wenig Wind. Zudem liegen viele landschaftliche Besonderheiten auf meinem Weg nach Osten

 ...und nach einem langen Tag steht mein Zelt irgendwo im Niemandsland östlich von Namaskard links der Ringstraße

Schlimmer kann es kaum noch werden

Sa. 24.09.16

Standort:  irgendwo rechts der Ringstraße rund 70 km vor Egilstadir
GPS:  65.4183   -15.4391

Kilometer gesamt:    719 km         heute gefahren:  88


Regen in der Nacht und Regen auch heute morgen, als ich die Nase vor das Zelt strecke.
Ich ahne schon, was heute auf mich zukommt: Stark böiger Gegenwind lässt zeitweise nur ein Schneckentempo von 6 - 8 Km/h zu. Dazu kommen im weiteren Verlauf viel lange Steigungen. In höheren Lagen schalte ich das Rücklicht ein, weil Nebel die Sicht behindert. 



                                Fast vegetationslose Einöde

Das ist frustrierend:  Wenn du   geschlagene neun Stunden im Sattel sitzt und nur 88 Kilometer schaffst !   Dazu Nebel und Nieselregen bei nur fünf Grad.  Da schmeißt man das Rad gerne in die Ecke und verkriecht sich im Schlafsack. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Kann nur besser werden.

 

Endlich - Egilsstadir

So. 25.06.16

Standort:  Egilstadir  / Campingplatz
GPS:   65.2580    -14.4077

Kilometer gesamt:   788 km                heute gefahren:  69 km


Heute überlege ich lange, ob ich überhaupt aufs Rad steigen soll. Während der Nacht hat es gestürmt und immer wieder geregnet. 
Auch am Morgen hält der starke Wind an.
Erst um 9:30 Uhr traue ich mich zurück auf die Straße. Auf den ersten 45 Kilometern habe ich wie erwartet den gefürchteten Gegenwind - das gleiche Elend wie gestern.
Nach dem harten gestrigen Tag hab ich heute kaum Lust, Bilder zu machen.  Zudem beginnt vor Egilstadir erneut der Regen. Der Campingplatz ist geöffnet - die Rezeption jedoch geschlossen. Schnell baue ich das Zelt auf, nehme eine warme Dusche und trockne meine feuchten Klamotten im Aufenthaltsraum.
Immerhin - so der isländische Wetterbericht - soll ab morgen das Wetter besser werden.

Durch den Tunnel an die Ostküste

Mo.26.09.16

Standort:  Am Ufer des Berufjördurs 
GPS:  64.6996    -14.2797

Kilometer gesamt:   907 km             heute gefahren:   119 Km


Früh um sechs - es ist noch dunkel - geht es raus aus dem warmen Schlafsack. Die Ostfjorde rufen.

Auf der R 92 steigt die Straße permanent an und nach eineinhalb Stunden erreiche ich bei gutem aber kaltem Wetter die Passhöhe.
Durch einen sechs Kilometer langen Tunnel gelange ich schließlich an den Faskrudsfjödur.

Nach diesem Tunnel radle ich immer nur direkt an der Ostküste entlang.

Nach rund sechzig Kilometer hat man sich doch auch mal eine Mittagspause verdient. Da kommt die Bank wie gerufen.


Hier - direkt am Ufer des Berufjödur stelle ich mein Zelt für die Nacht auf und genieße einen herrlichen Blick auf das gegenüberliegende Teigarhorn

In den Ostfjorden


Di. 27.09.16

Standort:   Am Lönsfjödur
GPS:   64.4182     - 14.5926


Kilometer gesamt:   1.003 km       heute gefahren:   96 Km



Auch heute habe ich tolles Spätsommerwetter, auch wenn es morgens mit nur plus drei Grad nicht gerade warm ist.


 
 
 
                       Mittagspause mit Blick über den Fjord


                     Fischzucht im Berufjord





Und am späten Nachmittag wieder mal ein Traumplatz oberhalb der Ringstraße

Traumwetter in den Ostfjorden

Mi. 28.09.16

Standort: Höfn   / Campingplatz
GPS:  64.2586     -15.2030

Kilometer gesamt:    1.054 Km        heute gefahren:   51 km


Nach frischen plus ein Grad am Morgen radle ich bei wolkenlosem Wetter Richtung Höfn - einem Ort im Südosten der Insel



Vorbei an den Gletscherzungen des Vatnajökulls
Auf dem Campingplatz in Höfn, wo sich im Sommer bis zu 500 Camper tummeln, bin ich heute fast alleine.

Highlight: Die Eisberge am Vatnajökull

Do. 29.09.16

Standort:  15 km vor dem Abzweig nach Skaftafell
GPS:   63.9154      - 16.7583

Kilometer gesamt:  1.178 km         heute gefahren:   124 km


Wer morgens früh aufsteht, kann so etwas fotografieren...

                          Unglaubliche Morgenstimmung


Wenig später bin ich auf dem Weg zur Gletscherlagune am Vatnajökull. Am Breidarlon kalben die Gletscherzungen und die Eisberge treiben hinaus auf den offenen Atlantik

                         Man glaubt auf Grönland zu sein



Nach 124 km finde ich abseits der Ringstraße einen nicht einsehbaren Platz für mein Zelt - 20 Meter daneben ein kleiner Bach mit frischem isländischen Quellwasser. Mehr braucht der Mensch nicht zum Übernachten.